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Körperliche EntwicklungIm ersten Lebensjahr gibt es typische Entwicklungsphasen, deren zeitliche Streuung mit zunehmendem Alter größer wird. Entwicklungsdefizite können kurzfristig durchaus aufgeholt werden. Auffällige oder langfristige Abweichungen sind Gegenstand der Pädiatrie. Um Entwicklungsverzögerungen frühzeitig zu erkennen gibt es in Deutschland die Kindervorsorgeuntersuchungen. Nach drei bis fünf[1] Monaten hat ein gesunder Säugling sein Geburtsgewicht verdoppelt und ist um etwa 15 Zentimeter gewachsen. Am Ende des ersten Lebensjahres wiegt das Kind etwa 10 Kilogramm, was rund dem dreifachen Geburtsgewicht entspricht,[1] und ist circa 75 Zentimeter groß. Je älter ein Kind ist, desto größer ist die Streubreite für das Normalgewicht, beziehungsweise die Normalgröße. Um dem Rechnung zu tragen werden in der Medizin sogenannte Perzentilen verwendet. Das Verhältnis von Kopf zu Rumpf beträgt beim Säugling etwa 1:4, während beim Erwächsenen ein Verhältnis von 1:8 vorliegt. Diese Art des Wachstums, welches eine Proportionsänderung einschließt nennt man allometrisches Wachstum.
Reflexe und ReaktionenNeugeborenes auf einer WaageAlle frühkindlichen Reflexe und Reaktionen sind einem bestimmten Bereich oder Niveau im Zentralnervensystem zugeordnet. Innerhalb eines bestimmten Zeitraumes sind sie physiologisch oder werden erwartet. Sie begleiten die sensomotorische Entwicklung des Kindes. Reflexe sind unwillkürliche, regelhaft ablaufende Vorgänge als Antwort auf äußere Reize (hauptsächlich über die Hautrezeptoren und das Labyrinth). Sie werden zentral über das Zwischenhirn (Thalamus und Pallidum) vermittelt, die Antwort ist kaum variabel. Reaktionen sind Antworten auf äußere Reize, die in einem bestimmten Muster erfolgen. Die Muster können unterbrochen und verändert werden. Im Folgenden werden nur einige für die Diagnose und Behandlung wichtige Reflexe und Reaktionen erläutert (Wo = Woche, LM = Lebensmonat, LJ = Lebensjahr). Wo es nicht anders steht, ist die Ausgangsstellung die Rückenlage. Primitivreflexe→ Hauptartikel: Frühkindlicher Reflexpalmarer GreifreflexBestreichen der Handinnenflächen mit dem Daumen ⇒ Greifen, Faustschluss
physiologisch: 0–6. LM, danach verhindert er den Handstütz und koordiniertes Greifen plantarer GreifreflexBestreichen der Zehenballen mit dem Daumen ⇒ Zehenkrallen
physiologisch: 0–11. LM, ab Laufbeginn stört bzw. verhindert er das GehenMorolaute Geräusche oder Erschütterungen ⇒ 1. Abstreckphase (Anspannung der Streckmuskulatur und Kopfstreckung), 2. Umklammerungsphase (Anspannung der Beugemuskulatur und Kopfbeugung)
physiologisch: ab 6. Wo nur noch Abstreckphase, baut ab mit der Fixierung des KopfesGalantKind wird in Bauchlage in der Schwebe gehalten, 2 cm neben der Wirbelsäule (WS) mit den Fingern vom Schulterblatt bis zum Beckenkamm entlang streichen ⇒ WS-Seitbeugung und Kopfdrehung zur gleichen Seite
physiologisch: 0–2. LM, Abschwächung bis 5. LMSchreitreflex (automatisches Gehen)man trägt das Kind mit beiden Händen seitlich am Brustkorb und lässt die Füße wechselseitig geringes Gewicht übernehmen ⇒ das Kind schreitet voran.
physiologisch: 0–3. LM, die Beine müssen dabei gebeugt bleiben.Extensorstoßman trägt das Kind mit beiden Händen seitlich am Brustkorb und lässt die Füße gleichzeitig geringes Gewicht übernehmen ⇒ das Kind antwortet mit einer raschen Streckung der Beine und des Rumpfes.
physiologisch: 0–3. LMTonische ReflexeNach dem Abbau der Massenbewegungen und der Primitivreflexe entwickeln sich differenzierte Bewegungen, wobei der Muskeltonus von der Kopfstellung abhängt. Es entstehen tonische Reflexe, die bei einem gesunden Säugling aber nie so stark ausgeprägt sind, dass sie die Einnahme differenzierter Körperstellungen behindern. Wenn sie über den physiologischen Zeitraum hinaus persistieren, verhindern sie die Aufrichtung und die Entwicklung der Stell- und Gleichgewichtsreaktionen. TLR (Tonischer Labyrinthreflex)Vorbeugen des Kopfes ⇒ zunehmender Beugetonus
Rückstrecken des Kopfs ⇒ zunehmender Strecktonus
physiologisch: 0–3. LMSTNR (Symmetrisch tonischer Nackenreflex) Vorbeugen des Kopfes ⇒ Beugung der Arme und Streckung der Beine
Rückstrecken des Kopfes ⇒ Streckung der Arme und Beugung der Beine
physiologisch: 0–3. LMATNR (Asymmetrisch tonischer Nackenreflex)Seitwärtsdrehung des Kopfes ⇒ Gesichtseite: Arm gestreckt, Hand locker gefaustet, Bein gestreckt mit aufgesetztem Vorfuß, Hinterhauptseite: Arm gebeugt in lockerer U-Halte, Bein locker gebeugt mit Bodenkontakt. Diese Körperhaltung wird auch als Fechterstellung bezeichnet.
physiologisch: 4.–8. WoStellreaktionenDie Stellreaktionen dienen dazu, Kopf und Rumpf bei einer Lageveränderung im Raum einzustellen. Sie entwickeln sich nach dem Abbau der tonischen Reflexe, dienen der Antischwerkraftentwicklung und sind die Voraussetzung für die Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen. Sie werden in die Willkürbewegungen integriert und bleiben in modifizierter Form ein Leben lang erhalten. LSR (Labyrinthstellreaktion)ab der 6 Wo beginnt das Kind, in Bauchlage den Kopf zu heben und ihn gegen die Schwerkraft einzustellen.
physiologisch: volle Entwicklung bis zum 5. LM.HSR (Halsstellreaktion) Wird der Kopf in Rückenlage gedreht, folgt der Körper „en bloc“.
physiologisch: bis zum 3. LM, danach sollte eine selektive Beweglichkeit möglich sein.Körperstellreaktion auf den Körpersie ermöglicht bei einer Drehung die Rotation zwischen Schulter- und Beckengürtel.
physiolog: sie sollte bis zum 7. LM voll entwickelt sein, wenn sich das Kind von Rücken- in Bauchlage und zurück drehen kann. Sie ist Voraussetzung für die Ausrichtung des Kopfes, des Rumpfes und der Extremitäten gegen die Schwerkraft. SprungbereitschaftMit den Händen seitlich am Becken wird das getragene Kind zügig bauchwärts zur Unterlage geführt ⇒ das Kind bringt die Arme zum Abstützen nach vorne.
physiologisch: ab dem 5. LM auslösbar. GleichgewichtsreaktionenBei einer Veränderung der Unterstützungsfläche oder einer Verschiebung des Körperschwerpunktes kommt es zu Halte- und Stützreaktionen.ab 6. LM: in Bauchlage, durch seitliches Kippen der Unterlage
ab 7. LM: in Rückenlage, durch seitliches Kippen der Unterlage
ab 1. LJ: im Sitz, in allen Richtungen. Im Vierfüßlerstand durch Kippen der Unterlage
ab 2. LJ: im Stand
ab 3. LJ: im GangSozialverhalten Nach etwa 2 Monaten kann ein Säugling durch Lächeln Kontakt zu seinem Gegenüber aufnehmen. Mit etwa 9 Monaten beginnt das Kind zwischen bekannten und fremden Personen zu unterscheiden. Häufig beginnen Kinder in diesem Alter zu weinen, wenn sie von jemand anderem als der Mutter auf den Arm genommen werden. Gegen Ende der Säuglingsperiode kann das Kind auch gegenüber vertrauten Personen seine Zuneigung ausdrücken. SpielverhaltenWährend mit 3–4 Monaten noch das Spiel mit den eigenen Fingern eine häufige Beschäftigung des Säuglings ist, kann das Kind schon bald durch die fortschreitende motorische Entwicklung seine Umgebung erkunden. Mit etwa 6–7 Monaten greift der Säugling nach umherliegenden Gegenständen. Schon jetzt können diese zwischen den Händen gewechselt werden. Eine ausführliche Erforschung mit Händen, Augen und Mund erfolgt allerdings erst etwas später. Am Ende der Säuglingsperiode spielt das Kind mit Gegenständen indem es sie schüttelt, klopft und mit ihnen wirft.
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